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Sonnenthing-Forum (11/2006)

Veröffentlicht von Halgadom am Dienstag, 11. Dezember, 2012
Zwiesprachen »

 

1. Heil Dir, Frank! Halgadom ist ein Projekt, welches du und Sebastian vor rund 7 Jahren ins Leben gerufen habt. Auf eurer Heimseite (www.halgadom.org) habt ihr ja auch eine sehr interessante Historie veröffentlicht, welche das Werden von Halgadom ausführlich erklärt. Deshalb wollen wir uns in diesem Zwiegespräch auf die wesentlichen Fragen konzentrieren.
Sei gegrüßt und vielen Dank für das Ersparen der „üblichen ersten Frage“. Um genau zu sagen, habe ich Halgadom alleine ins Leben gerufen. Sebastian kam dazu, als alle Lieder fertig komponiert waren. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, daß er mit seinem markanten Gesang die Lieder entscheidend mitgeprägt hat.

2. Eure Lieder handeln ja vom Glauben unserer Ahnen – mit welchen Gedanken und Gefühlen bist du an das Debutalbum herangegangen? Was hat dich dabei inspiriert?
Die Intention war die eines jeden Musikers. Eben seine Gedanken, Wünsche und Visionen in Form von Musik für die Ewigkeit auf einen Tonträger zu bannen. Es war ein gutes Gefühl zu wissen daß ich keine Kompromisse eingehen brauche. Texte und Musik stammten von mir und somit verlief alles so, wie ich es für richtig erachtete. Inspirationen kamen von überall her. Jedes Überlegen und Nachdenken zeugt neue Inspiration. Es gab also keinen zündenden Funken oder ein besonderes Ereignis das mich zur Aufnahme der Platte bewog, wenn Du das meinst.

3. Euer zweites Album „Verdunkelung des Göttlichen“ ist ja inzwischen ein Klassiker im Bereich des „Neofolk“. Man merkt, mit wieviel Gefühl und Einsatz ihr an diesem Silberling gearbeitet habt. Im Lied „Sonnengott“ habt ihr ja den Tod Baldurs musikalisch umgesetzt, während das Lied „Bärenmänner“ von den wilden Berserkern handelt. Die Themen der nordischen Mythologie sind ja in den zehn Liedern umfassend vertreten – wie auch die beginnende Christianisierung. Wie siehst du denn die heutige Zeit? Ist denn deiner Meinung nach die heidnische Spiritualität, die ihr in diesem Album zu den Menschen führt für die Mehrheit der germanischstämmigen Menschen noch aufzunehmen?
Vielen Dank für Dein Lob. Es gab durchaus nette e-Briefe von Menschen, die weder etwas mit Neofolk oder Metal zu tun hatten und dennoch das „Verdunkelung des Göttlichen“ Album als Anreiz verstanden, sich näher mit der geistigen Welt unserer Ahnen zu beschäftigen. Somit habe ich mein Ziel erreicht, was mich sehr gefreut hat.

Das die Menschen wie nie zuvor auf der Suche nach spiritueller Erleuchtung sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Uns wird ein egalitäres Weltbild aufgezwungen wodurch sich unterbewußt die Sehnsucht nach Identität und Zusammengehörigkeit Luft zu machen versucht. Heidnische Gruppen und Organisationen wachsen und es kommen neue hinzu. Leider finde ich es oft befremdlich, wenn sich jemand Heide nennt, jedoch christliche Nächstenliebe predigt. Unsere Ahnen kannten keine sogenannte Nächstenliebe. Es hat nur derjenige Liebe empfangen der sie auch verdient hat. Einem Verbrecher wurde nicht verziehen oder die andere Wange hingehalten, wie es so schön heißt, sondern in der gleichen Art und Weise geantwortet. Ebenso hatte jeder für seine Taten selbst geradezustehen und konnte sich nicht hinter geheuchelter Moral und der heute viel erwähnten „Menschlichkeit“ verstecken. Ebenso lehne ich Hippi-Heiden ab, die sich an Bäume schmiegen und sich von Beeren und Wurzeln ernähren. Nichts gegen Naturverbundenheit, jedoch ist eine heidnische Weltsicht eine Art Fortschrittsglaube, obwohl man hier „Glaube“ mit „Wissen“ austauschen muß. Die Menschen werden für heidnische Spiritualität erst dann voll und ganz zugänglich sein, wenn der Mantel des Konsums nicht mehr ihre Köpfe verhüllt. Ein Umdenken findet in der Regel leider erst dann statt, wenn es den Menschen schlecht geht. Unter den gegebenen Umständen kann es also nicht mehr lange dauern.

4. Das Christentum bezeichnet doch die heidnischen Religionen als „Aberglaube“ und nicht mehr zeitgemäß, obwohl es doch in ihrem so genannten „heiligen Buch“ und im alltäglichen christlichen Leben nur so von Absurditäten strotzt. Wie lebst du denn deinen Glauben im alltäglichen Leben und zu den heidnischen Feiertagen wie den Sonnenwenden oder dem Fest der Ostara?
Das die Kirche den heidnischen Glauben als „Aberglauben“ bezeichnet, zeugt von einer entrückten Weltsicht. Auf der einen Seite stehen unsere Ahnen mit architektonischen und astronomischen Meisterwerken aus vorchristlicher Zeit, auf der anderen mit Weihwasser um sich Spritzende Priester die irgendwelche Dämonen (etwa ihre eigenen?) vertreiben wollen und sich lieber von einem Gott Erlösung versprechen als selbst ihre Probleme anzupacken. Blind vor Nächstenliebe und schwach durch ihren dekadenten Lebensstil wird vom Christentum in spätestens 10 Jahren nicht mehr viel übrig bleiben. Daran ändern auch keine in Kirchen veranstalteten Technofeten etwas.

Mein Heidentum lebt eher durch einer inneren Einstellung heraus, als durch das Feiern heidnischer Feste in der Gemeinschaft. Gemeinschaft ist wichtig, jedoch habe ich mich von jeglichen Organisationen entfernt. Ich gestalte mein Heidentum auf meine Weise, der Vorteil einer nicht-dogmatischen Weltsicht. Mein Heidentum begreift eine gewisse Ethik. Darunter fällt u.a. zu seinem Wort zu stehen, kreativ und schaffend zu sein, die Natur in ihrer Vielfältigkeit zu begreifen/zu akzeptieren, ein gewisses Maß an Disziplin walten zu lassen und eine vitale Existenz zu leben. Deine Tat bist Du!

5. Zu den Sonnenwenden: In eurem dritten Album „Sein und Werden“ habt ihr das Lied „Sonnenwende“ intoniert, welches bei unseren Sonnenwenden selbstverständlich auch erschallt. Dieses Album habt ihr in die Bereiche „Geist“ und „Materie“ geteilt. Für manche Menschen ist das ja doch recht ungewöhnlich: Auf der einen Seite eingängiger „Neofolk“, welcher durch die Stimmen von Eva und dir wunderbar mit den melodiösen Rhythmen eurer Instrumente harmoniert, und somit eine feierliche Atmosphäre schafft. Dann wiederum auf der anderen Seite schöne metallische Musik, welche doch stark an Schwarzmetall erinnert – hierbei jedoch nicht auf eine melodisch einwandfreie Zusammenstellung verzichtet. Wie seid ihr auf diese Zweiteilung gekommen? Und vor Allem: Wie waren die Reaktionen dazu?
Den scheinenden Widerspruch habe ich versucht im Klapptext der Scheibe zu erklären: “Hier kommt das Prinzip von Geist und Materie – Gedanke und Tat – in Form von zwei unterschiedlichen Musikstilen zum tragen: Auf der einen Seite die ruhigen und bedachten Neofolk Stücke, die uns vielleicht an die Weisheiten Mimirs erinnern (Geist/Gedanke) und zum anderen die aggressiven und rauhen metallischen Lieder, die gleich der Oskorei um uns wüten (Materie/Tat). Beide musikalischen Pole spiegeln also gleichsam unsere Wahrnehmung der Welt wider und zeugen von einer Haltung, die auf Wille und Tatkraft gebaut ist.“ Diese Worte stehen für sich.

Die Reaktionen waren gemischt, womit ich gerechnet habe. Zum größten Teil fielen sie jedoch sehr positiv aus. Es war mir von vorne herein klar, daß viele Metaller nichts mit den Neofolk Stücken anfangen können wie auch umgekehrt vielen Neofolkern die metallischen Stücke zu derb erscheinen werden. Überschneidungen der Szenen gibt es dennoch. Auch wenn die verschiedenen Musikstile auf diesem Album scheinbare Gegensätze darstellen, so spiegle ich mich in den Liedern wieder – genau dafür habe ich Halgadom geschaffen.

6. Ich denke, gerade die Schwarzmetallszene hat so ihre Eigenheiten. Wenn nun Musikerformationen wie Halgadom (aus dem Neofolk-Bereich) oder auch Eugenik (als Oigenik aus dem RAC-Bereich) – die eigentlich nichts mit diesem musikalischen Bereich zu tun hatten – musikalisch in diesen Bereich vorstoßen, gibt es doch sicherlich Reaktionen aus diesem Bereich. Mit welchen Reaktionen wurdest du konfrontiert?

Jedes Handeln ruft Reaktionen hervor. Konkret gibt es nichts was es wert ist erwähnt zu werden. Mich interessiert zudem nur die Meinung der Personen mit denen ich unmittelbar zu tun habe. Der Rest ist unwichtig weswegen ich mich um keine Reaktionen kümmere, außer sie sind positiver Natur. Und von denen gab es erfreulicherweise viele. Szenedogmen üben auf mich keinen Einfluß aus.

7. Wie auf eurer Heimseite ersichtlich, versucht ihr ja auch unsere deutsche Sprache hochzuhalten. Welchen Wert hat für dich persönlich deine Muttersprache?
„Was die Sprache verwirrt und verrückt und auf irgendeine Weise den klaren und lauteren Fluß trübt, das hat auch den Einfluß der Verwirrung und Trübung des ganzen Volkes.“ So sagt es Ernst Moritz Arndt ganz treffen. Die Flut der verwendeten Anglizismen verwirrt nicht nur die älteren Menschen. Ich erinnere nur an den Werbespruch eines bekannten Duftwasserherstellers, die mit „come in and find out“ für Belustigung sorgte, da man diese Satz mit „kommen sie rein und finden sie wieder raus“ übersetzte. Gemeint war natürlich etwas völlig anderes. Geradezu lächerlich wirk es, wenn betagte Politiker auf Loki komm raus mit englischen Begriffen um sich werfen um irgendwie dem sprachlichen Zeitgeist zu entsprechen. Es sind Kulturverlierer die dem großen Bruder usa nacheifern und sich plump anbiedern. Da gerade die usa für Barbarei und Kulturenmord stehen, liegt diese Unterwürfigkeit leider in der Natur der Sache.

Für mich ist meine Muttersprache der beste Weg, meine Gedanken präzise auszudrücken. Es gibt kaum eine Sprache die so tief und schön ist wie die unsere. Zumindest empfinde ich sie als eine solche. Sicher wird der Franzose oder der Italiener das Gleiche von seiner Sprache ebenso behaupten. Das ist auch gut so und zeigt eigentlich nur, daß es völlig natürlich ist, mit seiner gewachsenen Sprache bevorzugt zu kommunizieren. Jede Sprachen ist es wert erhalten und gepflegt zu werden. In Island gibt es extra eine Behörde, die Fremdworte sofort ins Isländische übersetzt. Man kann dort von aktiven Sprachschutz sprechen. Und noch mal Ernst Moritz Arndt (1769 – 1860):

Ein geistigeres und innigeres Element
als die Sprache hat ein Volk nicht.
Will ein Volk also nicht verlieren,
wodurch es Volk ist, will es seine Art
mit allen Eigentümlichkeiten bewahren,
so hat es auf nichts mehr zu achten,
als daß ihm seine Sprache nicht
verdorben und zerstört werde.

8. Unsere Vorfahren legten großen Wert auf die Runen, welche mit Blut gerötet für rituelle Zwecke mit auch gesprochenen Stabreimen aufgeladen wurden. Welchen Wert hat für dich das gesprochene beziehungsweise das geschriebene Wort?
Beides hat auf seine Art und Weise seinen Zauber. Beim gesprochenen Wort hat man den Vorteil durch Intensität seiner Stimme, Betonung und Lautstärke eine gewünschte Atmosphäre bzw. Wirkung zu erzeugen. Es ist lebendiger und direkter als das geschriebene Wort, lebt jedoch nur durch den Augeblick. Es sei denn, es wird aufgezeichnet, verliert in der Regel durch Konservierung leider an Kraft.

Das geschriebene Wort hat den Vorteil, das es durch Nachlesen immer wieder zurück in das Gedächtnis findet. Zumindest für Menschen mit einem nicht so guten Gedächtnis. Es ist nicht ortsgebunden und erfährt somit eine stärkere Verbreitung. Somit haben beide Varianten ihre Vor- und Nachteile.

9. Um hier auf die Runen zu kommen: Was verbindest du mit den Runen? Welche Bedeutung haben die Runen für dich?
Die Runen stehen wie die Götter für Kräfte unseres Unterbewußten. Durch das Stellen, Intonieren oder Ritzen von Runen aktivieren wir diese Kräfte wenn wir den Zugang dazu haben.

10. In deinem eigenen Versand (www.sonnenkreuz.net) werden ja sehr viele Tonträger und Textilien zum Verkauf angeboten. Zudem kommt deine Mitarbeit am Magazin „Runenblut“ – wie findest du eigentlich die Zeit für die Zusammenstellung von neuen Liedern und dem Niederschreiben von neuen Texten? Immerhin scheinst du ja einen recht ausgefüllten Tagesablauf zu haben.
In der Tat wird mir nur selten langweilig. Da das Runenblut Zine sehr unregelmäßig erscheint, habe ich dadurch keinen Zeitdruck. Was das Texten angeht, so kommt es wie es kommt. Es gibt Zeiten wo die Zeilen nur so fließen und Zeiten, wo ich Tage für zwei Strophen brauche. Mit der Musik verhält es sich ähnlich. Die Arbeit für meinen Vertrieb ist z.Z. noch nicht so zeitaufwänding. Außer wie jetzt, wenn eine Veröffentlichung ansteht. Neben all dem habe ich ja auch noch meinen „normalen“ Beruf. Bis jetzt bekomme ich alles gut unter einen Hut

11. Wenn wir gerade von deinem Versand sprechen: Du hast ja eure neue Silberscheibe für Ende Nebelmond angekündigt, welche nun ganz auf metallischer Linie klingen soll. Dürfen wir auch ein paar Einblicke in euer neues Werk erhalten? Was dürfen wir von eurem neuen Album „Sturmwoge“ erwarten?
Der größte Unterschied zum letzten Album „Sein und Werden“, wird der Gesang des neue Sängers sein. Ende März/Lenzing 2006 schrieb mir Sebastian, daß er bei Halgadom aussteigen möchte. Es war seine freie Entscheidung die ich zu akzeptieren hatte. Neue Wege zu gehen gehört zu jeder menschlichen Weiterentwicklung, sind somit unumgänglich. Sicherlich stand ich erst einmal vor der Frage einen würdigen Ersatz zu finden. Glücklicherweise ließ sich diese Frage schnell und auf Anhieb lösen. Ich habe nur eine Anfrage gestellt und direkt ins schwarze getroffen. Paul von Leichenzug hat sich sofort bereit erklärt, die entstandene Lücke zu schließen und der neuen Scheibe seine Stimme zu leihen. Der Gesang fällt deutlich abwechslungsreicher aus. Von klaren, hymnenartigen Passagen bis zu todesbleiähnlichen Gegrunze ist alles dabei.

Alle Musiker haben ihr Bestes gegeben wodurch sich das Ergebnis durchaus sehen lassen kann und ich persönlich das neue Album als eine Steigerung zum letzten empfinde. Neben „typisch heidnischen“ Titeln wie „Fenrir“ oder „Totenschiff“ habe ich eigen Träume in Gedichtform gefaßt und vertont, so z.B. das Stück „Werdung“ oder „Längster Schlaf“. Das sehr atmosphärische Instrumental „Metamorphose“ gehört zu einem meiner Favoriten. Ich würde sagen, laß Dich einfach überraschen.

12. Nun, Frank, zum Schluß noch eine letzte Frage: Was möchtest du den Hörern eurer Musik und den Lesern dieses Zwiegespräches auf ihrem (hoffentlich) heidnischen Lebensweg mitgeben? Gibt es etwas, was du noch zum Abschluß mitteilen möchtest?
Zum ersten bedanke ich mich bei Dir für Dein Interesse an Halgadom und daß ich hier Rede und Antwort stehen konnte. Des weiteren lege ich jedem Leser unsere neue Scheibe „Sturmwoge“ ans Herz. Laßt euch nicht vom Wege abdrängen, hinterfragt ständig und bewahrt euch eure Göttlichkeit!
Wotan in uns!

Zuletzt geändert am: Dienstag, 11. Dezember, 2012 um 15:52

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