Wotan in uns
Die deutsche Black/Pagan Metal-Szene verfügt bereits über Bands, deren Veröffentlichungen in den einschlägigen Fachzeitschriften bejubelt werden, aber auch nach wie vor über solche Bands, die aus diversen Gründen ein breites Publikum scheinbar nicht erreichen sollen. Dabei sind diese Bands nicht weniger hörens- und beachtenswert! Zu ihnen gehören auch HALGADOM; sie sind nicht erst seit gestern in der deutschen Musiklandschaft aktiv. Obwohl sie keine Konzerte geben, kann man sich dennoch eines gewissen Bekanntheitsgrades erfreuen. Wie es mit HALGADOM angefangen hat, weiß Frank zu berichten:
>>1999 hatte ich das Material für die erste HALGADOM Scheibe (Halgadom) zusammen und suchte nach fähigen Mitstreitern die musikalisch wie menschlich zu Halgadom passen könnten. Gefunden wurden diese in Sebastian (Gesang), Oliver (Bass) und ein anderer Oliver (Schlagzeug). Ich kümmerte mich um die Gitarren, ebenso wie alle Texte. Rauher Metal verschmolz mit folkanmutenden Elementen<<, erzählt er. >>2002 hatte ich eine Neofolkscheibe (Verdunkelung des Göttlichen) komponiert, die mit recht minimalistischen Elementen aufgenommen wurde. Gesanglich unterstützt wurde ich von zwei netten Damen. Trotz des vollzogenen Stilbruchs zur ersten Scheibe fand dieses Album sehr gute Resonanz, da man ihm von allen Seiten eine schöne naturmystische Atmosphäre bescheinigte. 2004 erschien das dritte Machwerk (Sein und Werden). In den beiden Kapiteln Geist und Materie wurden je 5 Neofolk und 5 Metalstücke präsentiert. Man merkte einen gewissen Reifeprozeß gegenüber den beiden Vorgängern, da die Stücke professioneller – böse Zungen sprachen sogar von einer zu glatten Produktion – rüber kamen.<< Und wie ist der aktuelle Stand der Dinge? >>2006 erfreute sich gerade die Hörerschaft der metallischen Stücke über Album Numero vier (Sturmwoge). Mit Paul als neuem Sänger wurde der Gesang durch klare und Death Metal-artige Passagen ergänzt, was im Gesamtbild für mehr Abwechslung sorgt.
Nun, im Jahre 2007, arbeite ich gerade an neuen Neofolkstücken und parallel am Album, dass zum 10jährigen Bandjubiläum im Jahre 2009 erscheinen soll. Also wieder mal alle Hände voll zu tun. Wer sich tiefgreifender mit der Geschichte HALGADOM’s auseinandersetzen möchte, schau bitte auf unsere Netzseite (www.halgadom.org).<<
Der Grund, warum HALGADOM trotz dieser beachtlichen Karriere nicht im Pagan Metal-„Mainstream“ angekommen sind und auch zu keinem „Ragnarök“-Festival eingeladen werden, besteht in den politisch motivierten Vorwürfen gegen diese Band. Man rückt sie gerne mal in die „rechte Ecke“, wenn man es so nennen will. Angeblich findet man in den Texten überall Anspielungen auf das „Dritte Reich“ und allem was dazu gehört. Wie geht Frank damit um, bzw. stört ihn dieser Umstand?
Frank winkt ab und kommentiert diese Vorwürfe folgendermaßen: >>Da ich keinen Beliebtheitswettbewerb gewinnen möchte, noch (menschenverachtendes) humanistisches Sendungsbewußtsein besitze, interessiert es mich nicht, wenn sich asoziale Randgruppen wie so genannte „Antifaschisten“ oder andere Kleingeister ihrem Gutmenschenwahn exzessiv hingeben und sich über HALGADOM das Maul zerreißen. Im Gegensatz zu besagten Gruppen benötige ich keine Führer die mir vorschreiben wie ich zu denken habe um politisch korrekt zu sein. Politisch korrekt zu sein bedeutet für mich einen verkrüppelten Charakter zu besitzen. Nicht gerade selten liest oder hört man von politischen Bücklingen, die sich ständig von ihren eigenen Aussagen und somit von sich selbst distanzieren. Es wird sich dafür entschuldigt, daß man ausnahmsweise mal das gesagt hat was man wirklich denkt. Wie erbärmlich und doch bezeichnend. Als – zumindest geistig – freier Mann, belächle ich dieses Gewürm das auf Knopfdruck seine Betroffenheitsrituale vollzieht die stark an krankhafte Persönlichkeitsstörungen erinnern. Es ist traurig dass diese Minusauslese die Fäden in den Händen hält und unser Geschick zu beeinflussen versucht.<< Frank stellt klar: >>Ich identifiziere mich weder durch eine politische Partei, eine Gruppe oder Organisation, noch durch eine Subkultur sondern einzig und alleine durch mein Tun und Handeln. Sicherlich hegt man für die eine oder andere Gruppierung Sympathie. Das jedoch ist meine Privatsache. Positiv zu bewerten ist, dass so ein Ruf in der Tat auch Vorteile haben kann. Man kommt nie mit diesen gut konditionierten Konsumlarven in Kontakt, die einem Zeit und Lebensenergie rauben.<<
Das Heidentum spielt in den Texten von Halgadom eine zentrale Rolle. Ist es für Dich Religion, Lebensphilosophie, beschränkt es sich auf das Feiern der Sonnenfeste? Da es sich um keine „Buchreligion“ handelt ist die Spannweite der Auslegung recht weit. Dem kann Frank nur zustimmen, und er versucht sich an einer Erklärung seiner eigenen Sichtweise.
>>In ein paar Worten ist es nicht zu fassen<<, bekennt er. >>Für mich ist das Heidentum eine Lebenseinstellung. Die großen Sonnenfeste feiere ich schon seit längerer Zeit nicht mehr in einer Gemeinschaft. Die Götter sind für mich kein Jesus- oder Erlöserersatz, sonder Aspekte meines Selbst. Wotan, als Allvater, symbolisiert für mich meine eigene, vielfältige Persönlichkeit mit all ihren Facetten. Es gibt keine externen Wesen die wir anbeten können. Es gilt die eigene Göttlichkeit zu erkennen und zu erwecken. Derjenige, der lieber die Verantwortung für sein Leben abgeben will, sucht sich etwas was er anbeten und für alles Schlechte auf der Welt verantwortlich machen kann, eingeschlossen seiner eigenen Unfähigkeit und Inkompetenz. Somit spielt sich mein Heidentum in erster Linie auf geistiger Ebene ab, was natürlich durch mein Handeln ins „wahre Leben“ ausstrahlt.<< Auf seiner Suche nach mehr Wissen und Weisheit hat Frank sich der tiefenpsychologischen Archetypen-Lehre (C.G. Jung) angenähert.
Er erläutert: >>Mittlerweile steht für mich diese Lehre der Archetypen im Mittelpunkt, egal ob man es wie ich als heidnische Weltanschauung bezeichnet, oder eben anders. Irgendwann letztes Jahr, ich meine im Sommer 2006, bin ich eher durch Zufall mit Jack Bauer, Warlock der Church of Satan (CoS) in Kontakt gekommen. Ich hatte mich vor vielen Jahren eher am Rande u.a. mit LaVeys Satanischen Bibel beschäftigt. Genau dieses Archetypen-Prinzip wird von der CoS vertreten, nur eben Satan als Äquivalent zu Wotan. Abgesehen davon gibt es noch andere Aspekte mit denen ich übereinstimme. Andererseits gibt es Dinge, wie z.B. den völkischen Aspekt, den ich grundlegend anders sehe. Auf Grund dieser kleinen Differenzen findet man immer interessante Ansätze für immer neue Gespräche.<<
Allerdings sind die lyrischen Themen von HALGADOM dann dich eher klassisch-heidnisch geprägt. >>Auf Sturmwoge ging es textlich nicht mehr rein in die offensichtlich heidnische Richtung. „Totenschiff“ und „Fenrir“ beschäftigten sich noch mit den typischen Themen wogegen der Rest doch eher in die philosophische Ecke tendierte, was sich jedoch nicht unbedingt ausschließt, wie ich oben versucht habe zu erläutern.<<
Die HALGADOM-Veröffentlichungen werden von SONNENKREUZ (www.sonnenkreuz.net) veröffentlicht und vertrieben. Wie ist Frank mit der Zusammenarbeit, den Konditionen, etc. zufrieden und wie kam er überhaupt mit dieser Firma in Kontakt? Die Antwort ist eigentlich naheliegend, denn >>die Zusammenarbeit resultiert einzig und alleine aus der Tatsache, dass ich selbst mit SONNENKREUZ angefangen habe um meine eigene Musik zu produzieren. Ich möchte jetzt nicht behaupten dass ich ein besonders guter Geschäftsmann bin, weniger noch ein perfekter „Vermarkter“ meiner Scheiben. Mir geht es in erster Linie um das Wesentliche: Mein eigener Chef zu sein. Da zu allen mitwirkenden Musikern ein freundschaftliches Verhältnis besteht, regelt man alles auf Vertrauensbasis. Die Konditionen bestehen aus den üblichen Freischeiben, Spritgeld und einer kleinen Gage. Eben das, was für einen kleinen Vertrieb machbar ist. Das Programm wird durch kleinere Tauschaktionen mit anderen Vertrieben gelegentlich erweitert.<<
Die Tatsache, dass HALGADOM live noch nicht zu sehen sind, resultiert nicht etwa aus der Unmöglichkeit solcher Auftritte. Stattdessen gibt es einen Unwillen, diesen Schritt auf die Bühne zu gehen. Woher kommt die Abneigung gegenüber Konzerten? Mit der Hörerschaft die ihr hinter euch wißt, könnte man doch so manchen Konzertsaal füllen. >> Das mag sein<<, gibt Frank zu. >>Nur weil man etwas machen könnte heißt es nicht, dass man es auch machen muß. Ich geh selbst kaum noch zu Konzerten, geschweige denn Festivals. Wenn überhaupt, dann noch zu Musikveranstaltungen in meiner unmittelbaren Umgebung. Das hat sich im Laufe der Zeit so entwickelt und liegt vielleicht zum Teil an meinen 30 Lenzen. Es reizt mich nicht auf der Bühne zu stehen und vor einen Publikum meine Lieder zu spielen. Die dazugehörigen und leider notwendigen Proben sind für mich Zeitverschwendung, bzw. nutze ich meine Zeit dann doch auf andere Art und Weise, komponiere neue Stücke oder entspanne mich. Ein neues „Runenblut“-Magazin, wo ich Mitschreiber bin, sollte auch wieder mal in Angriff genommen werden. Mein SONNENKREUZ-Versand nimmt ebenfalls einige Zeit in Anspruch. Wenn ich dann noch meine reguläre Arbeitszeit und meinen Sport abziehe, bleibt nicht wirklich viel Zeit über die ich in Konzerte und das Drumherum stecken könnte. Zeit, Zeit, Zeit…..<<
Ihr singt durchweg die deutsche Sprache. Schränkt man sich damit nicht selbst auf nur den deutschsprachigen Raum ein? Der Bekanntheitsgrad würde sich sicherlich vergrößern, würdet ihr Stücke auch in englischer Sprache darbieten. Aber aus Prinzip mag Frank auf seine Muttersprache nicht verzichten wollen. Er glaubt nicht, dass das ein Nachteil ist. Denn >>viele deutsche Gruppen kommen auch in Gegenden gut an, wo nicht deutsch gesprochen wird. Wir kommen nun mal aus Deutschland. Sollen wir das verleugnen nur um evtl. ein paar Tonträger mehr zu verkaufen? Ich erfahre unsere Sprache als eine sehr tiefe und teilweise harte Sprache was gut zu meinen Texten paßt. Ich fühle mich mit ihr verbunden und durch sie kann ich mich am besten ausdrücken. Wozu sich umständlich mit einem Englisch-Deutsch/Deutsch-Englisch Wörterbuch bemühen wenn es doch viel einfacher geht.<<
Frank kommt aus der Kölner Ecke. Wie schaut es dort mit der BM-Szene aus, akzeptable Klubs, etc? >>In Köln bin ich so gut wie gar nicht mehr unterwegs. Eher verschlägt es mich dahin, wo ich gut zu Fuß wieder nach Hause komme, auch wenn sich das „Abendprogramm“ in Grenzen hält. Es gab mal ein oder zwei gute Läden wo Untergrund-BM aufgelegt wurde. Man beugte sich jedoch dem Diktat der veröffentlichten Meinung, bzw. war um seinen „guten“ Ruf besorgt da sich dort „böses Volk“ tummelte. Somit ist es nicht nötig darüber Worte zu verlieren, noch für diese Läden Werbung zu machen. Es gibt noch nichtmetallische Alternativen für diejenigen die dem Electro/Industrial nicht abgeneigt sind. Ab und an verschlägt es mich dort hin.<<
Und was können diese Freunde härterer Klänge von HALGADOM zukünftig erwarten? Leider erstmal nicht viel, denn Frank probiert sich als nächstes wieder am Neofolk aus… >>Bevor ich das Sturmwoge-Album schrieb, war eigentlich eine Neofolk Scheibe geplant. Damals hatte ich schon einige Stücke im Grunde schon fertig, habe sie dann jedoch zu Gunsten von Sturmwoge noch mal in die Schublade gepackt. Da es sich um ältere Stücke handelt, werden noch mal die „gängigen“ heidnischen Themen angerissen. Ich ziehe für dieses Album auch eine Gemeinschaftsproduktion mit einer anderen Neofolkgruppe in Betracht. Fünf bis sechs Lieder sollten drin sein. Nur sollte die andere Gruppe nicht zu minimalistisch, also wenn geht nicht nur aus Gitarre und Gesang bestehen. Da wir mit Halgadom wieder mit Schlagzeug und evtl. wieder mit Geige aufwarten, soll der Tonträger in der zweiten Hälfte nicht zu sehr abflachen was die Anzahl der Instrumente angeht. Sicherlich kann ich mich mit dieser Bewertung irren, weswegen ich für interessierte Bands unter der oben genannten Netzseite für Fragen zur Verfügung stehe.<< Und weiter: >>Über die andere Produktion die zum zehnjährigen Bandbestehen erscheinen soll will ich noch nichts verraten. Es liegt einfach noch zu viel Zeit dazwischen. Ich bitte daher um Verständnis.<<
Wenn man jetzt noch immer einen Grund für die Ignoranz gegenüber HALGADOM zu erkennen glaubt, dann muss man schon ein extrem verbohrter Kleingeist sein. Denn eine Band ist allein an ihrer Musik und ihren Texten zu bewerten, und zwar anhand künstlerischer und nicht etwa politischer Maßstäbe. Wer nicht in der Lage ist diesen Unterschied zu machen, der wäre auch im Reichspropagandaministerium eines Dr. Goebbels am richtigen Platz gewesen! Alle heidnischen Freigeister, die HALGADOM bisher nicht kannten, sollten dieser Band auf alle Fälle ihr Gehör schenken. (KB)
Zuletzt geändert am: Dienstag, 11. Dezember, 2012 um 16:04
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